![]() Nebel Galaxien Sternhaufen Weitwinkel Sonnensystem Sternbilder Polarlichter Astroreisen Equipment Impressum Datenschutz |
Namibia 2019
Am 10. April 2018 war es endlich so weit. Ich wollte mir meinen langehegten Kindheitstraum
erfüllen und einen praktisch perfekten Nachthimmel
![]() Ansonsten plante ich, mein kleines Reiseteleskop mitzunehmen und vor allem Weitwinkelaufnahmen mit normalen Fotoobjektiven zu machen oder mich einfach staunend unter das Firmament zu legen und den fantastischen Südhimmel auf mich wirken zu lassen. Am Ende sollte genau das auch den nachhaltigsten Eindruck bei mir hinterlassen haben. Ein Jahr später am 24. April ging es endlich los. Es war natürlich aufregend, eine so lange Reise in das südliche Afrika allein anzutreten, wenn man nur ungefähre Vorstellungen davon hat, was einen erwartet. ![]() Immerhin gab es noch Abendessen und eine flauschige Decke unter der das Einschlafen aber schon deswegen schwer fiel, weil gefühlt alle 20 Minuten ein lautes Pling ertönte, als sollte eine wichtige Durchsage folgen. Es folgte aber nichts. Über Europa sah man, sofern die Wolkendecke es zuließ, viele helle Lichter. Küsten zeichneten sich deutlich ab. Über Afrika wurde es aber schnell ![]() Als das Flugzeug landete, dämmerte gerade der Morgen. Die Luft war so klar, dass man glauben konnte, die Atmosphäre hätte sich komplett verflüchtigt. Auch in den folgenden Tagen fiel mir immer wieder auf, wie klar und kontrastreich die Welt in der Kalahari aussah, so lange der Wind nicht zu viel Sand aufwirbelte. Zum Glück hatten wir unterwegs viel Zeit aufgeholt, so dass meine Gastgeberin nicht zu lange auf mich warten musste. Immerhin hatten wir nun noch eine zweistündige Autofahrt zu bewältigen, die zuletzt über eine raue Piste führte. Allmählich merkte ich die lange Reise, aber Frau Schreiber unterhielt mich ausgezeichnet, deutete immer wieder auf die wilden Tiere links und rechts der Fahrbahn und gab mir Gelegenheit, einige Fotos zu machen. Vor mir lag eine völlig neue und fremde Welt. Auf der Farm war es dann sehr ruhig. Der Mond stand im letzten Viertel und ging schon um ca. 1:00 Uhr auf. Auch dann ist der Himmel noch deutlich dunkler als daheim, aber die meisten Amateure kommen doch gezielt um die Neumondzeit. So saß ich dann am ersten ![]() Als ich unter dem Strohdach hervorkam funkelten die Sterne mindestens so hell, wie ich es erhofft hatte. Mit jedem Schritt wurden die kleinen Lichter der Strohhütte immer blasser und meine Augen gewöhnten sich zusehends an die Dunkelheit. Mehr und mehr Sterne wurden sichtbar, der Bogen der Milchstraße wurde immer breiter und länger. Es war einfach überwältigend. Als ich an meiner eigenen Hütte ankam, dachte ich, das darf nicht wahr sein! Kommen da am Horizont tatsächlich Wolken auf? Doch allmählich wurde mir klar: Nein. Das waren wohl die kleine und die große Magellansche Wolke. Großartig, unsere beiden Nachbargalaxien. Doch die meisten Sterne und Konstellationen waren noch sehr verwirrend, obwohl ich schon daheim versucht hatte, mir die südlichen Sternbilder etwas einzuprägen. Diesen großartigen Anblick kann leider kein Foto wiedergeben, auch wenn die Fotografie die schwächsten Sterne und Nebel aufzuzeichnen vermag. Dennoch wollte ich nun genau diese schwachen Nebel und Galaxien auf den Sensor bannen. Aber am Anfang steht die korrekte Aufstellung und Ausrichtung der Montierung, die mit ihrem ![]() Auf der Nordhalbkugel ist dies recht unproblematisch, weil dort der helle Polarstern in unmittelbarer Umgebung des genauen Nordpols perfekt mithilft. Auf der Südhalbkugel gibt es am Himmelspol leider nur eine kleine Konstellation aus sehr schwachen Sternchen, die man mit Markierungen im Polsucher der Montierung zur Deckung bringen muss. Zunächst muss man die Markierungen, passend zur Uhrzeit, in die richtige Position bringen und dann diese kleine Konstellation um Sigma Octantis finden und einstellen. Spätestens wenn man die Polsucherbeleuchtung einschaltet, kann man diese Sterne kaum mehr erkennen. In der ersten Nacht verbrachte ich ca. 2 Stunden damit, dieses Kunststück zu vollbringen. Zum Glück verzweifelte ich nicht völlig, sondern lehnte mich immer mal wieder für einige Minuten zurück und genoss den fantastischen Sternenhimmel. So sammelte ich wieder neue Kraft für den nächsten Anlauf. In den folgenden Nächten sollte dies aber immer schneller klappen und am Ende hatte ich meine Montierung in kaum 10 Minuten korrekt aufgestellt. Übung macht dann doch den Meister. ![]() In den folgenden Nächten machte ich mich an die "Pflichtaufgaben" und fotografierte die beeindruckendsten Objekte des Südhimmels wie z.B. die große Magellansche Wolke, die aktive Radiogalaxie Centaurus A oder den riesigen Kugelsternhaufen Omega Centauri. Denn man weiß ja nie, ob in den nächsten Tagen die Kamera kaputt geht oder gar eine Regenfront aufzieht. Vermutlich war schlechtes Wetter noch deutlich unwahrscheinlicher, denn ich erfuhr, dass es in den letzten Jahren in Namibia sogar noch trockener geworden war und selbst in den ![]() ![]() Es ist eine Tragödie. Hier erlebt man, wie drastisch sich der Klimawandel gerade für die ärmeren Länder und dort wiederum für die ärmsten Menschen auswirkt. Aber die Kamera schnurrte und es blieb wolkenlos, so dass ich zunehmend auch meine Weitwinkelfotos machen konnte. Gerade hierbei sind die fantastischen Bedingungen von großem Vorteil, weil sich kaum Helligkeitsgradienten über den Himmel ziehen, wie in meiner lichtverschmutzten Heimat. Dort ist der Horizont meist stark von den Lichtern der Großstädte aufgehellt und diese Aufhellung verliert sich Richtung Zenit erst allmählich. Außerdem ändert sich dabei auch der Farbstich, den die künstlichen Lichtquellen produzieren. Daher hatte ich mir vorgenommen mit dem 14mm Weitwinkelobjektiv immer gerade die Teile der Milchstraße abzulichten, die hoch über dem Horizont waren. Diese zu den verschiedenen Nachtzeiten gemachten Aufnahmen wollte ich dann zu einem einzigen Panorama zusammensetzen. ![]() Weil ich nun schon einige schöne Astrofotos im Kasten hatte, entspannte ich mich immer mehr. Einmal eingestellt arbeitet ![]() Ab und zu sauste eine Sternschnuppe vorbei und ich spürte die Nähe und die Größe des Universums gleichzeitig, weil ich hinter dem hell leuchtenden Saturn die millionenfach weiter entfernten Sterne der Milchstraße mit meinen Augen abwanderte. Blickweise konnte ich diese riesige Staffelung in der Tiefe erahnen. Ein Test stand noch aus: Tatsächlich, auch hinter meiner recht dunklen Sonnenbrille konnte ich hier die Milchstraße problemlos erkennen. In jeder Nacht nahm ich mir die ein oder andere Stunde, um mit Hilfe meines Tablets die fremden Nebel, Sterne und Sternbilder aufzufinden, so dass ich mich allmählich ganz gut zurechtfand. Die Farm füllte sich langsam mit Gästen und ich hatte großes Glück, dass sich Werner an ![]() Beim riesigen Tarantelnebel in der großen Magellanschen Wolke hatte ich den Eindruck, dass er im Teleskop sogar leicht grünlich leuchtete. Farben sind aber auch im großen Teleskop nur schwer auszumachen. In der Nacht schaltet das Auge praktisch komplett auf das Sehen mit Hilfe der Stäbchen in der Netzhaut. Diese können aber praktisch keine Farben erkennen. Das ist den Zäpfchen vorbehalten, die im Dunklen fast gar nicht aktiv sind. Für die letzten 3 Tage wollte auch ich mir ein größeres Teleskop ausleihen. Eigentlich sollte es ein ![]() So konnte ich statt dessen einen edlen 106mm Takahashi Refraktor leihen, bei dem alles passte. Hat man korrekt fokussiert, ist die Schärfe und Brillianz der Optik sehr beeindruckend, wie die Fotos auf dieser Seite hoffentlich zeigen. Völlig perfekt war aber auch dieses Instrument scheinbar nicht. Die Kamera zog den Okularauszug während der Belichtungen um winzige Beträge heraus, so dass die Fotos nach 15 bis 30 Minuten nicht mehr optimal fokussiert waren. Schade, so konnte ich nicht alle Aufnahmen verwerten. Vielleicht hatte ich aber auch nur die Arretierung des Auszugs nicht stramm genug festgezogen. Am ersten Abend mit dem schönen Apochromaten hatte ich gerade den Adlernebel perfekt eingestellt, als ich bemerkte, dass das Bild im Sucher immer dunkler wurde. Es dauerte eine Weile, bis mir klar wurde, dass das nicht am Gerät lag. Diesmal zogen richtige Wolken am Horizont auf und es dauerte nicht lange bis man in der Ferne sogar Blitze erkennen konnte. Die Kollegen bauten ihre ![]() Auch am nächsten Abend zogen viele Wolken durch das Land, aber ich nutzte jedes kleine Aufklaren, um doch noch ein paar Bilder zu machen. Immerhin: an meinem letzten Abend wurde ich entschädigt und es gab wieder einen völlig wolkenlosen Himmel, so dass ich doch noch hoch aufgelöste Fotos, der schönsten Objekte des Südhimmels mit dem Takahashi machen konnte. Sehr beeindruckend war auch das Zodiakallicht. Am besten sieht man es noch vor Sonnenaufgang, noch bevor die Dämmerung einsetzt. Fast sieht es so aus, als würde ein zweites Milchstraßenband auftauchen, aber man sieht gleich, dass es viel gleichmäßiger leuchtet. ![]() Zum günstigsten Zeitpunkt zieht es sich fast quer über den ganzen Himmel. Wie zum Beweis zeigt das Foto rechts auch die Planeten Merkur und Venus - eingebettet im Zodiakallicht. Merkur ist gerade eben über den Horizont geklettert und leuchtet zwischen den Gräsern, während die Venus schon ein paar Grad höher geklettert ist und die ganze Szenerie zu beleuchten scheint. ![]() Im obigen Bild sieht man die Region um den Riesenstern Antares. Es heißt, dies wäre die farbigste Gegend des Himmels wegen der verschiedenen Gas- und Staubnebel, die dort versammelt sind. Natürlich musste ich bei diesen tollen Bedingungen auch mal ein Timelapse-Video mit der Milchstraße versuchen. Dabei habe ich 775 Fotos mit dem 14mm Weitwinkelobjektiv im Abstand von 15 Sekunden gemacht. Die Aufnahmen wurden jeweils 13 Sekunden belichtet und daheim mit Lightroom zu einem kleinen Zeitrafferfilm zusammengeführt. Dabei wurden 3 Stunden und 8 Minuten zu 25 Sekunden beschleunigt. Musik von Ronald Kah, Web: https://ronaldkah.de |